Linus Wölbitsch und Ursin Schnorr haben nach einer langen und aussergewöhnlichen Lehr- und Prüfungszeit endlich ihren Lehrabschluss in der Tasche – und einen sehr guten noch dazu! Denn Linus und Ursin sind die beiden besten Absolventen der Lehrabschlussprüfungen 2020 bei der ETAVIS. Wir haben Automatiker Linus und Elektroinstallateur Ursin zu einem Interview getroffen und ihnen 12 Fragen gestellt.
1. Herzlichen Glückwunsch zu eurer herausragenden Leistung! Hat es euch überrascht, dass ihr sogar Jahrgangsbester bei der ETAVIS wurdet?
Ursin
Ja, ich hätte es nicht erwartet und auch nicht erträumt, ehrlich gesagt. Aber es hat mich natürlich sehr gefreut. Und im Nachhinein betrachtet ist es dann doch nicht so überraschend – weil ich die Jahre über echt Vollgas gegeben habe. Ich habe viel gelernt und habe sowohl in der Schule als auch beim Arbeiten immer versucht mein Bestes zu geben. Und darum ist das eine schöne Belohnung.
Linus
Es hat mich nicht so sehr überrascht, dass ich zu den Besseren gehört habe. Aber dass ich sogar Jahrgangsbester wurde, das war eine positive Überraschung!
2. Wie habt ihr euren Erfolg gefeiert?
Linus
Mit meiner Familie bin ich in ein Restaurant essen gegangen, wegen Corona allerdings etwas verspätet. Zudem wurden wir auch noch zum Essen eingeladen.
Ursin
Wegen Corona nicht sehr heftig – wir hatten auch noch keine Abschlussfeier mit der Schule (aber die kommt noch im September). Aber mit der Familie waren wir essen und mit den Freunden aus der Berufsfachschule haben wir am See noch ein kleines Abschlussfest gefeiert. Da konnten wir uns nach langer Zeit des Home Learnings auch endlich mal wieder sehen, daher war das besonders schön.
3. Hattet ihr ein bestimmtes Ziel, das ihr gerne erreichen wolltet?
Ursin
Was ich auf jeden Fall wollte, ist mein Bestes geben in der Prüfung und schon während der Lehre habe ich eigentlich immer mein Bestes gegeben. Ich wollte mit meinem Abschluss einfach zeigen, dass ich ein guter Berufsmann bin, dass ich etwas gelernt habe und etwas kann. Das ist mir gelungen zu beweisen.
Linus
Ja, ich wollte meinen Lehrabschluss mit mindestens einer 5,3 für eine Rangnote machen.
4. Wie habt ihr euch auf die Prüfungen vorbereitet? Habt ihr euch von ETAVIS unterstützt gefühlt?
Ursin
Ich habe mich intensiv auf die Prüfung vorbereitet, denn eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig, finde ich. Wer sich nicht gut vorbereitet, schneidet sich ins eigene Fleisch. Die obligatorischen Vorbereitungen von ETAVIS fand ich sehr gut. Ich konnte immer Fragen stellen und wir wurden sehr spezifisch auf die praktischen Prüfungen vorbereitet.
Linus
Bei der Unterstützung von ETAVIS war ich vor allem für die Probepräsentationen dankbar. Neben der Vorbereitung von ETAVIS habe ich die alten Schulunterlagen und Lehrbücher durchgearbeitet. In der Schule hatten wir einen strengen Vorbereitungsplan, bei dem wir innerhalb von 4 Monaten zu allen Themen Aufgaben und alte LAPs (BK) gelöst haben.
Linus Wölbitsch bei der Arbeit
5. Wie habt ihr die Prüfungszeit und die Umstände der Prüfungen während Corona empfunden?
Linus
Corona hat mich vor allem bei den Vorbereitungen durcheinander gebracht. Die Wochen sind schneller vorbeigegangen als sonst und die Prüfungen kamen immer näher. Vor allem für die IPA war das sehr stressend: Die Zeit bis zum Schlusstermin verging immer schneller und ich war überrascht, als ich dann wirklich die IPA beginnen musste.
Gut war, dass die BK-Prüfungen relativ frühzeitig abgesagt wurden. Die BM-Prüfungen wurden jedoch erst sehr spät abgesagt, was mich sehr gestresst hat. Da musste ich mich gleichzeitig der Unsicherheit, ob diese überhaupt stattfinden, und mit der IPA abschlagen.
Ursin
Die Prüfungszeit war für mich etwas weniger stressig wegen Corona, da wir keine schriftlichen Prüfungen hatten. Die Umstände waren sicherlich speziell, aber die praktische Prüfung mussten wir trotzdem eins zu eins ablegen – da wurde uns nichts geschenkt. Wir mussten uns genau gleich beweisen, wie alle anderen Jahrgänge vorher.
6. Welche (Lern-, Vorbereitungs- oder allgemeine) Tipps habt ihr auf Lager für die neuen Lernenden und für die LAP-Kandidaten 2021?
Linus:
Beginnt mit dem Lernen für die Prüfungen nicht erst im letzten Semester. Repetiert immer wieder ein bisschen, damit ihr es im Hinterkopf abgespeichert habt und nicht alles auf einmal lernen müsst.
Bereitet so viel wie möglich vor. Schreibt einen Teil eurer Dokumentationen. Definiert die Formatierungen. Übt die Präsentationen.
Macht euch für das letzte Jahr und vor allem für das letzte Semester einen Plan, was ihr machen müsst, machen wollt und wann ihr es macht. Für die dringendsten Punkte ist eine To-Do-Liste hilfreich, die ihr jeden Abend Stück für Stück abarbeiten könnt.
Ursin:
Das wichtigste ist sicher, dass man sich auf die Prüfung gut vorbereitet – bis ins kleinste Detail: Dass alle Schalter und Materialien schon sortiert sind und am richtigen Platz liegen, wenn man sie dann braucht. Dadurch kann man sich die Prüfung schon um einiges einfacher machen.
Und tatsächlich auch: Einfach an sich glauben und die Prüfung sogar ein Stück weit geniessen. Man sollte sie als Privileg betrachten, denn nicht alle sind so weit gekommen. Dann hat man auch keine Angst vor der Prüfung, sondern kann vielmehr stolz sein darauf, was man gelernt hat.
7. Was mögt ihr an euren Lehrberufen? Würdet ihr euch nochmal für diesen Beruf entscheiden?
Ursin
Am Beruf des Elektroinstallateurs gefällt mir, dass man an vielen verschiedenen Orten arbeitet. So habe ich zum Beispiel im Gefängnis oder auf dem Chasseral gearbeitet, das ist ein Sendeturm hier im Seenland, oder auch auf grossen Baustellen und bei Privatkunden zuhause im Service. Diese Abwechslung gefällt mir sehr gut.
Den Beruf an sich finde ich sehr interessant. Es ist ein technischer Beruf, es geht um Strom und Strom hat eine sehr grosse Zukunft überall auf der Welt. Und natürlich geht auch zuhause immer mal wieder etwas kaputt – man kann sein Wissen also ein Leben lang auch im Privatleben gebrauchen. Also ja, ich würde mich nochmal für den Beruf entscheiden, weil er eine gute Zukunft hat und super Weiterbildungsmöglichkeiten.
Linus
Ich würde die Lehre sicher wieder in die Auswahl nehmen und ziemlich sicher würde ich mich wieder für den Beruf des Automatikers entscheiden. Es gefällt mir, dass der Automatiker eine so grosse Vielfalt hat. Mit den verschiedenen Schwerpunkten entscheidet man sich für einen Bereich, in dem man viel weiss – und hat trotzdem ein gutes Allgemeinwissen, mit dem man in vielen Bereichen mitüberlegen oder verstehen kann, wieso etwas geschieht.
8. Inzwischen ist ein bisschen Zeit vergangen seit den Prüfungen – wie habt ihr euch erholt vom Prüfungsstress?
Linus
Ich hatte eine 3-wöchige Ferienpause. Jedoch bin ich immer noch nicht wieder ganz erholt. Es gilt immer noch, alle Unterlagen zu sortieren und alles auszumisten.
Ursin
Ich hatte 6 Wochen Ferien, da konnte ich sehr gut abschalten: Ich habe ein Kinderlager geleitet und war 2 Wochen in einem Kletterlager. Ich habe die Zeit nach dem Prüfungsstress sehr genossen.
Ursin Schnorr beim Klettern
9. Was denkt ihr, werdet ihr an eurer Lehrzeit vermissen?
Ursin
Das sind sicher die Leute, also das Team, mit dem ich zusammengearbeitet habe. Und nun mache ich ja weiter mit der Berufsmaturität, da wird mir sicherlich mein Lehrlingslohn auch etwas fehlen ;-)
Zu guter Letzt werden mir sicherlich auch die Momente fehlen, in denen man Kunden glücklich machen kann, weil man etwas reparieren und ihnen helfen konnte.
Linus
Am meisten werde ich momentan vermutlich die Schultage vermissen. In der Schule konnte ich an eigenen Projekten arbeiten, bei denen ich programmieren konnte, während in meinem Schwerpunkt ein stärkerer Fokus auf dem Schaltanlagenbau liegt, also dem Handwerklichen.
10. Würdet ihr eine Lehre bei der ETAVIS weiterempfehlen? Wieso?
Ursin
Ja, definitiv. Die ETAVIS ist eine grosse Firma und man sieht viele verschiedene Bereiche. Man bekommt als Lehrling ausserdem viel Unterstützung – schon vom ersten Lehrjahr an mit dem Basislager und bis hin zur Prüfungsvorbereitung.
Linus
Grundsätzlich ja, jedoch ist es wie bei jeder anderen Lehre: Man muss seinen Einsatz leisten und wenn man dazu nicht bereit ist, würde ich davon abraten.
Empfehlen würde ich es vor allem, da man Resultate für seinen Einsatz sieht. Man erhält Unterstützung in Form von Internschulungen und -wochen. Bei Problemen wird einem geholfen und wenn man sich gut einsetzt, wird man weiter gefördert (z. Bsp. durch Berufsmeisterschaften). Ausserdem werden einem mit den Einsätzen auf den Berufsmessen und dem Basisseminar auch soziale Punkte vermittelt. Auch sonst gibt es noch viele zusätzliche Aktivitäten, an denen man teilnehmen kann.
11. Seid ihr inzwischen voll im Berufsleben angekommen? Was war/ist euer erstes Projekt als „fertiger“ Automatiker bzw. Elektroinstallateur?
Linus
Körperlich und arbeitstechnisch bin ich angekommen, im Kopf jedoch noch nicht so ganz. Dieser braucht noch Zeit, um zu realisieren, was sich jetzt gerade eigentlich verändert hat, was noch alles auf mich zukommt und wohin ich eigentlich will.
Mein erstes Projekt war eigentlich das gleiche, bzw. fast das gleiche wie das, an dem ich vor den Ferien noch als Lehrling arbeitete.
Ursin
Ich habe eben meine Berufsmaturität 2 begonnen, damit ich auf die Fachhochschule gehen kann. Das beantwortet dann eigentlich auch schon die nächste Frage:
12. Was sind eure Pläne für eure berufliche Zukunft?
Ursin
Ich will an eine Fachhochschule gehen und studieren. Mein momentanes Ziel wäre ein Studiengang in Richtung Elektrotechnik und Informationstechnologie hier in Biel.
Linus
Da ich noch etwas Zeit brauche, um zu realisieren wo ich genau hin will, bin ich noch nicht zu 100 % sicher. Sicher ist, dass ich in etwa einem Jahr meinen Zivildienst ableisten möchte. Danach möchte ich mich entweder auf meinem Beruf weiterbilden oder an die FH gehen.
Linus und Ursin, wir bedanken uns herzlich für eure ehrlichen und detaillierten Antworten! Wir gratulieren noch einmal zu eurer tollen Leistung und wünschen euch beiden – wohin das Leben euch auch bringt – alles Gute für eure berufliche Zukunft und allzeit viel Freude und Faszination an der Elektrotechnik!
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